Sexuelle Orientierung & Geschlechtsidentität

Liebe und sexuelle Anziehung haben ganz unterschiedliche Formen. In wen wir uns verlieben, wer eine sexuelle Anziehung auf uns ausübt oder ob wir überhaupt Lust auf Sex verspüren, ist individuell verschieden. Wichtig ist: Ein Falsch gibt es nicht.

Wie nennt sich das, wenn ich Frauen und Männer anziehend finde? Sind sexuelle Orientierung und Geschlecht immer eindeutig? Bleibt die sexuelle Orientierung ein Leben lang gleich?

Das wird unter sexueller Orientierung verstanden

Unsere sexuelle Orientierung zeigt an, von welchen Personen wir uns angezogen fühlen. Die in der Gesellschaft am häufigsten vorkommenden Orientierungen sind Hetero-, Homo-, Bi-, Pan- und Asexualität. Unsere sexuelle Orientierung ist aber weniger definitiv, als diese Begriffe vermuten lassen. Sie kann sich im Verlauf des Lebens verändern, deshalb ist es wichtig, auf das eigene Gefühl zu achten. Bei Fragen und Unsicherheiten kann es sehr hilfreich sein, mit jemandem darüber zu sprechen.

Warum sich manche nicht zuordnen möchten …

Manche Menschen möchten sich gar keiner sexuellen Orientierung zuordnen, sondern frei sein in der Auslebung der eigenen Sexualität – ohne sie benennen zu müssen.

… und die Zuordnung für andere sehr wichtig ist

Für andere ist die Bezeichnung der eigenen sexuellen Orientierung wichtig: Durch die Zuordnung zu einer Community kann ein Sicherheits- und Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen. Sie fühlen sich mit den Fragen, welche mit der Suche nach der eigenen sexuellen Orientierung verbunden sind, weniger alleine gelassen.

Das wird unter Geschlechtsidentität verstanden

Bei der Geburt wird uns aufgrund biologischer Merkmale ein Geschlecht zugewiesen. Dieses ist in der Regel entweder männlich oder weiblich, selten intergeschlechtlich. Die Zuweisung ist nicht immer deckungsgleich mit der eigenen Geschlechtsidentität. Diese basiert nämlich darauf, welchem Geschlecht sich eine Person selbst zugehörig fühlt. Es ist zudem möglich, dass wir uns beiden oder gar keinem Geschlecht zuordnen möchten. Die Geschlechtsidentität ist fluide und kann sich im Verlauf des Lebens verändern.

Menschen, die sich nicht als heterosexuell identifizieren oder dem heteronormativen Bild entsprechen, sind noch immer Diskriminierung ausgesetzt. Was das bedeutet und wie Sie damit umgehen, lesen Sie auf unserer Themenseite zu Rechten und Diskriminierung.

Das bedeutet «queer»

Ursprünglich wurden Homosexuelle als queer bezeichnet, um sie als sonderbar, eigenartig oder suspekt abzuwerten. Seit Mitte der 1990er-Jahre haben sich Menschen, die sich nicht als heterosexuell identifizieren oder dem heteronormativen Bild entsprechen, aus dem Begriff queer eine positive Selbstbezeichnung geschaffen. Der Vorteil: queer ist frei von jeder Klassifizierung und schafft damit Identität über viele verschiedene sexuelle Orientierungen und Identitäten hinweg. Dabei gibt es für den Ausdruck keine einheitliche Definition. Diese ist Bestandteil einer laufenden Diskussion.

Mit dieser Auseinandersetzung befasst sich die Queer-Theory, beziehungsweise die Studienrichtung Queer Studies. Diese wurden ebenfalls in den 1990er-Jahren entwickelt und befassen sich kritisch mit dem sozialen Geschlecht (engl.: gender), dem biologischen Geschlecht (engl.: sex) und dem sexuellen Begehren (engl.: desire). Queer Studies sind heute eng verflochten mit Gender Studies, sowie feministischen und klassistischen Theorien.

Haben Sie Fragen zu Ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität? Gerne klären wir Ihre Anliegen in einer Beratung.